Fütterstörungen

Als Fütterstörungen bezeichnet man eine frühkindliche, nicht ausreichende Nahrungsaufnahme ohne organische Ursachen. Sie tritt häufig bei Übergängen zu neuen Nahrungsformen auf, vom Stillen bis zu fester Kost (bis zum 6. Lebensjahr). Sie können gemeinsam mit kindlichen Dysphagien auftreten (Schluckstörung mit zumeist organischer Ursache). Laut ICD10 beinhaltet die Fütterstörung die Nahrungsverweigerung oder ein extrem wählerisches Essverhalten bei ausreichendem Nahrungsangebot.

Hier liegt mir in besonderem Maße die Stillberatung am Herzen. Schwierigkeiten beim Stillen sind ein Grenzbereich zwischen Fütterstörung und kindlicher Dysphagie. Manchmal liegen Stillproblematiken z.B. zu kurze anteriore oder posteriore Zungenbändchen zugrunde. Ich möchte Mütter ermutigen sich rechtzeitig Hilfe zu holen bei Stillschwierigkeiten, als Logopädin arbeite ich zusammen mit Stillberaterinnen. Eine ausreichend lange Stillzeit an der mütterlichen Brust ist die beste Prävention von Sprachentwicklungsstörungen und myofunktionellen Störungen. Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, benötigen keinen Schnuller und der Kiefer und der Mundraum kann sich anatomisch optimal ausformen. Der Kinderarzt stellt ihnen bei Stillschwierigkeiten ein Rezept für die Logopädie aus.

Essen und Trinken sind in unserer Bedürfnishierarchie an erster Stelle. So machen sich alle Eltern verständlicherweise Sorgen, wenn ein Baby oder Kind nicht richtig isst. Essen bedeutet aber auch soviel mehr: es bedeutet Versorgung, Zuwendung, Gemeinsamkeit und Genuss. Alle diese schönen Erfahrungen treten im Zuge einer Fütterstörung oder frühen Stillproblematik nicht ein. Die Entwicklung der Kinder und die Entwicklung der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist beeinträchtigt. Dazu können körperliche Folgen kommen: der Mundraum und die Schluckfunktion wird nicht ausreichend genutzt, häufig wird zu wenig Nahrung aufgenommen, daraus wiederum resultieren Störungen des Wachstums, der Aktivität, des Appetits und der Verdauung.

Es ist gut, sich frühzeitig Unterstützung und Hilfe zu holen, denn unzureichende Nahrungsaufnahme, Essenverweigerung, Desinteresse am Essen fordert Eltern in großem Maße. Die therapeutische Begleitung von Fütterstörungen fordert von allen Beteiligten viel Geduld. Es ist überaus wichtig, das Essen und das Kind aus dem Focus der Eltern zu nehmen und die Eltern anzuleiten, sich in einen Zustand der Bindungsbereitschaft zu versetzen und für das Kind ein sicheres Umfeld zu schaffen. Könne Eltern ihr Kind aber nicht ausreichend ernähren, geraten sie in eine Strudel der Sorge, dem Gefühl der Ablehnung und negativen Gefühlen ihrem Kind gegenüber. All dieses belastet die Ess- und Füttersituationen sehr. Kein Kind möchte im besorgten Aufmerksamkeitsfocus der Eltern stehen, unser Kind erlebt uns als offen und bindungsbereit und fühlt sich sicher, wenn wir uns selber wahrnehmen und gut für uns selber sorgen. Denn nur in einem als vom autonomen Nervensystem als sicher erlebten Zustand ist ein Kind bereit, Nahrung zu sich zu nehmen.

Bei der Behandlung einer Fütterstörung arbeite ich immer im Familiensystem in gemeinsamen Sitzungen. Dazu gehört eine genaue Beobachtung des Essverhaltens des Kindes und natürlich die Aufnahme des genauen Verlaufs der Fütterstörung. Wir erarbeiten stabile Fütterpositionen, schauen nach der Wachheit des Kindes und der Ablenkbarkeit, sowie eventuellen Nahrungsvorlieben.

Mit den Methoden der eeh und marte meo benutze ich unterstützende Instrumente, die zum einen ressourcenorientiert sind,  die Eltern als Regulationssystem des Kindes wahrnehmen und deren Sorgen und Schwierigkeiten anerkennen, zum anderen gibt es die Möglichkeit über die Videoarbeit eine genaue Analyse des unterstützenden elterlichen Verhaltens vorzunehmen und diese auszuweiten im Sinne eines “ sichtbar machen“ für das Kind.